
Veni, vidi, vici … oder wie Timmy sagen würde: „Eine kleine Rasur“
Drama mit Happy End
In diesem Drama mit Happy End spielten:
Jules an der Pinne, Lulu als Floater, Laura als Trimmerin, Tim als Vorschiffsmann und Steve als Chief Shoremanager.
Hop hop, rin in Bus!
Am Wochenende waren wir in Stellendam, Niederlande, zum J/22-Segeln. Freitagmorgen hieß es für uns alle: „Hop hop, rin in Bus!“ Boot noch schnell am Verein anhängen – und ab auf die Autobahn. Die perfekt vorbereitete Fresstasche, ausreichend Getränke und gute Laune durften auf dem achtstündigen Trip natürlich nicht fehlen.
In Stellendam angekommen, wurde erst einmal das Boot aufgebaut und gekrant. So schnell, wie das perfekt vorbereitete Boot im Wasser lag, hätte eigentlich jedem klar sein müssen: Mit uns ist an der Startlinie zu rechnen. Danach ging’s noch kurz einkaufen – wobei wir fast ein Crewmitglied verloren hätten: Tim war gedanklich schon bei den Trimmeinstellungen für den nächsten Tag und verließ den Supermarkt kurzerhand mit dem Einkaufskorb in der Hand. Das aufmerksame Personal wies ihn freundlich auf seinen Fauxpas hin. Also schnell zurück, alles auf den Arm, weiter ging’s.
Im Land von Peters Vorfahren
übernachteten wir stilecht in einem kleinen Bungalow in einem Ferienpark. Dort angekommen, wurden erstmal die Taschen ausgepackt – außer Steve, der nur fragte: „Hat jemand ein T-Shirt oder so?“ Er hatte schließlich das Boot schon eingepackt.
Tim zauberte uns Nudeln mit Pesto in der „Deluxe Edition“, dazu wurde mit einem Rosé angestoßen. Anschließend machten wir die Crew-Verteilung klar und sprachen alles noch einmal durch. Die Segelanweisung gab’s nur auf Niederländisch – Einsatz für Tim und seine KI. Beim nächsten Mal vertrauen wir aber lieber auf die vereinsinterne Übersetzung, denn die KI hätte uns beinahe eine Stunde Schlaf gekostet. Als sich der Abend dem Ende neigte, fragte Tim: „Von euch hat doch jemand Zahnpasta dabei, oder?“
Minimale Vorbereitung für maximale Ergebnisse
Wie vorhergesagt, war in unserer eigentlich notwendigen Trainingszeit vor dem ersten Start leider eher Sonnenbaden angesagt als Segeln. Die Wartezeit auf dem Wasser überbrückten wir – in bester Birgit-Manier – mit Musik und Tanzen.
Als der Wind schließlich nach Norden drehte und eine steife Brise einsetzte, wurde unser Arbeitsplatz aufgebaut und die Rennen konnten starten. Zuerst starteten die ORC 1, dann ORC 2, SB20, Max Fun – und dann waren wir an der Reihe.
Die Stimmung an Bord war sehr gut. Im ersten Rennen gelang uns ein starker Start, und zu unserem Glück hatte der Wind auf etwa 10–12 Knoten aufgefrischt. Schon hier zeichnete sich ab: Es wird ein Drei-Boot-Rennen. Wir waren mit unserem dritten Platz im ersten Lauf sehr zufrieden.
Im zweiten Rennen wurde es enger. Besonders am Start gerieten wir ordentlich unter Druck. Eine heikle Vorstart-Situation führte zu einem Protest der Niederländer. Am Ende kamen die drei führenden Boote fast gleichzeitig ins Ziel – wieder Platz 3 für uns.
Nach ein paar kleinen Anpassungen in der Pause starteten wir in Rennen 3. Vom Start an konnten wir uns durchsetzen und gewannen knapp. Auch im vierten Lauf kamen wir gut vom Start weg und nutzten das gewonnene Selbstvertrauen für einen erneuten ersten Platz.
Alternative Fakten
Nach acht Stunden Segeln fuhren wir stolz in den Hafen, wo Steve, unser Chief Shoremanager, bereits wartete. Doch dann die Ernüchterung: Der Protest der jungen niederländischen Crew der TU Delft war tatsächlich eingereicht worden. Bedeutete für uns: Boot abbauen, für Jules: raus aus den nassen Klamotten und ab in den Juryraum. Ohne Vorbereitungszeit konnten wir unsere Kameras nicht laden und das Videomaterial nicht auf einen Laptop ziehen. Die Jury gewährte uns keine kurze Verschiebung. Die Gegenseite argumentierte mit „alternativen Fakten“, die wir nicht entkräften konnten – wir wurden disqualifiziert.
Trotz der Enttäuschung verließen wir uns weiter auf die freie Übersetzung der KI, die uns nach fünf Wettfahrten einen Streicher versprach. Zum Abendessen gab’s vom Veranstalter eine Auswahl frittierter niederländischer Spezialitäten. In der Unterkunft folgte eine Videoanalyse, und der Gedanke, den Protest erneut aufzurollen, verfestigte sich.
Viel Aufregung und nichts dahinter
Der zweite Tag begann früh und mit etwas Aufregung. Wie am Vorabend besprochen, reichten wir einen Antrag auf Wiedereröffnung des Protestverfahrens ein – und gingen aufs Wasser.
Mit deutlich mehr Wind und bedecktem Himmel wollten wir nun einfach unsere beste Leistung zeigen. Mit nun eingespielter Crew legten wir los.
Gleich zu Beginn wurde es eng, doch wir konnten uns durchsetzen. Die Konkurrenz – insbesondere die beiden niederländischen Teams – hatte wohl nicht mit uns gerechnet. Kurz vor dem Ziel wurde es wieder knapp: Platz 3 im Foto-Finish.
In der nächsten Vorstartphase bearbeiteten uns erneut unsere Protestgegner. Doch uns gelang erneut die Flucht nach vorn. An der Tonne waren wir wieder dicht mit zwei niederländischen Booten zusammen. Unsere “Freunde” halsten weg – es blieb ein Zweikampf zwischen uns und den „alten Hasen“. Auf dem letzten Vorwindkurs segelten wir Kopf an Kopf ins Ziel. Kurz vor der Ziellinie fielen die Niederländer plötzlich auf uns ab und berührten unser Boot. Unser Protest wurde mit einem frechen „Read the Rules!“ quittiert. Platz 2 für uns.
Auffrischender Wind
In der Pause mussten wir unseren Frust kurz loswerden und das weitere Vorgehen besprechen. Mit auffrischendem Wind war die schlechte Laune aber schnell verflogen.
In der dritten Wettfahrt konnten wir gut starten und eine gute Position finden. Auf der zweiten Kreuz kreuzte ein ORC-Segler – offenbar außer Kontrolle – unser Feld. Wir wollten Konflikten aus dem Weg gehen, doch die Niederländer deckten uns erneut. Der Wind frischte weiter auf, was bei einigen Teams zu Problemen führte. Wir hielten durch und wurden Zweite.
Im letzten Rennen ging der Wind deutlich hoch. Ein Boot fuhr schon vor dem Start in den Hafen zurück. Wir starteten perfekt und hatten freien Wind. An Tonne 1 waren wir Zweite, blieben in Schlagdistanz. Nach Tonne 4 entschieden wir uns gegen eine Wende – und plötzlich war das Feld hinter uns sehr ausgedünnt. Von sieben gestarteten Booten waren nur noch vier im Rennen. Auch das in der Gesamtwertung führende Team mit den „alten Hasen“ musste wegen Materialproblemen aufgeben. Wir gewannen mit deutlichem Vorsprung.
Nach dem Bergen des Spis gab’s eine kleine Bord-Party. Auf dem Rückweg in den Hafen stand fest: Wir ziehen den Protest durch. Also: Crew baut das Boot ab, Jules raus aus den nassen Sachen – und zurück in den Juryraum.
Videobeweis
Die Jury hatte unsere Wiedereröffnung akzeptiert. Mit Hilfe des Videobeweises wurde unsere Disqualifikation aufgehoben – kein Boot hatte eine Regel verletzt. Unsere „Read the Rules“-Gegner hatten dagegen die Regeln „missinterpretiert“ – und wurden disqualifiziert. Damit war der erste Platz unser!
Tim konnte leider nicht bis zur Siegerehrung bleiben, da er zurück nach Frankfurt musste – Steve brachte ihn zum Bahnhof. Der Rest baute das Boot ab, dann ging’s zur Siegerehrung.
Zur Feier des Tages ließen wir den Abend noch in einer Bar an einem kleinen, alten Hafen ausklingen.
Hier geht’s zu den Ergebnissen: https://www.manage2sail.com/de-AT/event/SR2025#!/results?classId=94c45948-1229-457c-a436-fe44ec308d59
Am Montag ging es für uns mit gepackten Taschen, aber einem Schuh von Laura weniger, zurück nach Berlin. Der Pokal wird im Verein ein schönes neues Zuhause finden.
Das nächste Regelkundeseminar von Jules findet übrigens am 16.05. um 19 Uhr im Verein statt 😉
Eure erweiterte Jugend:
Jules, Lulu, Steve, Tim und Laura
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Was für eine super Geschichte!!! Bravo. Das war sicherlich toll. Tja, es zahlt sich dann doch aus die Regeln zu kennen. Toll gemacht! Auch toll von Steve, dass er das alles möglich gemacht hat ohne selbst zu segeln.! Super Team !